Welcher Heimwerker kennt es nicht? Zehn verschiedene Maschinen die abgesaugt werden sollen, mit zehn verschiedenen Anschlüssen. Also wird, gezwungenermaßen, mit vermeintlich universellen Adaptern oder gar Klebeband herum gebastelt. Zudem hat mein alter Kärcher Staubsauger einen Saugschlauch mit nicht abnehmbarem, angewinkeltem Griff, welcher die Handhabung noch umständlicher macht.
Vor einiger Zeit habe ich mich schon mal in das osVAC System, ein Open Source Projekt für ein einheitliches Anschlusssystem, eingelesen. Mithilfe eines 3D-Druckers realisiert man einfach alle passenden Adapter selbst. Damals habe ich allerdings noch vor einer Umrüstung zurückgeschreckt, da nicht für jede meiner Maschinen ein passender Adapter auf Printables oder Thingiverse verfügbar war. Jetzt bietet das osVAC neo System aber endlich eine Bibliothek von Fusion-360-Dateien, die es einem ermöglichen, auch ohne CAD-Kenntnisse, selbst Verbinder anzupassen. Das Make Magazin hat hierzu kürzlich einen recht ausführlichen Artikel zum Thema Staubfrei arbeiten mit osVAC neo (kostenpflichtige Lektüre) veröffentlicht.
Das osVAC neo System
Das original osVAC System entstand im Hobbyhimmel, einer offenen Werkstatt in Stuttgart. Es ist ein universelles, 3D-gedrucktes Verbindungssystem, um Staubsauger mit (elektrischen) Handwerkzeugen zu verbinden. Mittlerweile wurde das System zu osVAC neo weiterentwickelt und bringt einige interessante Vorteile.
Größter Vorteil von osVAC neo sind sicherlich die kostenlos verfügbaren CAD Dateien für Fusion 360. Über diese können Adapter, ohne tiefgreifende Grundkenntnisse von Fusion, über das einfache Setzen von Parametern, individualisiert werden. Hierzu lädt man sich die kostenlose Version von Autodesk Fusion 360, ein Plugin zum Anpassen der Beschriftung, sowie die Bibliothek von osVAC neo herunter.
Weiter sind die osVAC neo Adapter etwas weniger voluminös und bieten sowohl an der Schlauchkupplung, als auch am Schlauchstecker einen Drehring. Die Verbinder können zudem in verschiedenen Durchmessern erstellt werden. So verwende ich z.B. einen 20 mm Anschluss (anstatt des üblichen 32 mm Verbinders) an einem dünneren Schlauch zum Absaugen des Exzenterschleifers.
Adapter selbst erstellen
Hat man zuvor erwähnte Software und Dateien installiert, kann man auch schon loslegen. Der Artikel vom Make Magazin beschreibt eigentlich sehr anschaulich, wie man nun eigene Adapter erstellen kann. Unter osvacneo.de findet man aber auch eine (englischsprachige) Anleitung mit weiteren Details. Für einfache Adapter muss man nur einige wenige Parameter ändern und Fusion errechnet die vorgefertigten Modelle automatisch neu.
Hier noch eine kurze Erklärung zur Nomenklatur der verschiedenen Anschlüsse :
- F32 – Schlauchkupplung (female) mit 32 mm Innendurchmesser
- M32 – Schlauchstecker (male) mit 32 mm Innendurchmesser
- H32 – Anschluss für Schlauch (hose) mit 32 mm Innendurchmesser
- R22 – Einfacher Rohranschluss mit 22 mm Innendurchmesser
Anschließend exportiert man das Modell als STL Datei und kann diese dann im Slicer des 3D Druckers importieren. Ich habe alle meine Adapter in PETG mit einer 0,6 mm Düse bei einer Schichthöhe von 0,3 mm gedruckt. Das funktioniert bei den Adaptern mit Drehring sehr gut, wenn man beim Parameter SlipRingGapSize (Distanz zwischen beiden sich drehenden Teilen) den Wert 0,3 mm wählt. Druckt man mit einer 0,4 mm Düse bei 0,2 mm Schichthöhe, so hat sich ein SlipRingGapSize von 0,2 mm wohl bewährt. Aus Erfahrung kann ich jedenfalls sagen, dass man hier etwas an den Parametern herum testen muss, da z.B. ein Adapter mit SlipRingGapSize 0,3 mm der mit einer 0,4 mm Düse bei 0,2 mm Schichthöhe gedruckt wurde, sich bei mir, auch nach Anwendung von roher Gewalt, einfach nicht drehen lassen wollte. Generell muss man beim Lösen des Drehrings etwas Kraft aufwenden, allerdings gibt es hierzu auch bereits einige Hilfsmittel sowie Tipps in der osVAC Anleitung.
Mein System für Kärcher Staubsauger
Ich habe einen alten Kärcher WD3 Staubsauger welcher an einen Zyklonabscheider angeschlossen ist, deshalb möchte ich hier kurz erläutern wie ich dieses System in verschiedenen Situationen nun mit den osVAC Adaptern nutze.
In den Hauptanschluss des Staubsaugers kommt ein spezieller Kärcher Adapter mit F32 Anschluss. Hier wird nun entweder der Zyklonabscheider angeschlossen (siehe Foto), oder man nutzt ihn auch weiterhin als normalen Staubsauger und schließt die verschiedenen Saugschläuche direkt an.
Der mitgelieferte Kärcher Schlauch hat einen Innendurchmesser von 32 mm, sodass an beide Enden jeweils ein M32-H32, bzw. ein F32-H32 Adapter mit Drehring montiert wurde. Weiter habe ich eine Kärcher Saugschlauchverlängerung*, welcher aber dummerweise einen Innendurchmesser von 35 mm besitzt. Hier spielt das osVAC neo System nun sein ganzes Potenzial aus. Ich habe mir, wie weiter oben beschrieben, einfach passende F32-H35 und M32-H35 Adapter erstellt und alles passt wieder untereinander.
Zum Arbeiten mit dem Exzenterschleifer habe ich bisher einen dünneren Schlauch, ebenfalls von Kärcher, genutzt, da dieser deutlich handlicher ist. Allerdings ist dieser nur knapp einen Meter lang, weshalb ich nun auf einen 4 Meter langen 20 mm Schlauch von Mirka* umgestiegen bin. Hier kam an ein Ende ein M32-H20 Adapter ran, so dass ich den Schlauch direkt an den Staubsauger, oder alternativ an den normalen Schlauch anschließen kann. An das andere Ende habe ich einen kompakten F25-H20 Adapter mit Drehring montiert. So kann man dann etwas weniger voluminöse M25 Adapter an die kleineren elektrischen Handwerkzeuge anschließen.
Wie man auf den Fotos unschwer erkennen kann, habe ich anschließend für alle abgesaugten Maschinen, passende M32 bzw. M25 Adapter gedruckt. Einige musste ich zuvor noch selbst erstellen (z.B. für den Makita DBO180 oder die Makita DJV182), da es noch keine fertigen Modelle auf den bekannten Plattformen gab.
Auch bestehende Kärcher Accessoires, wie Fugen- oder Bodendüse, können mit dem passenden osVAC Griff weiter genutzt werden.
Fazit
Lohnt sich die Umrüstung auf osVAC (neo)? Wenn man einen eigenen 3D Drucker besitzt, auf jeden Fall! Mit etwas Planung und 1-2 Spulen PETG, kann man seine komplette Werkstatt umrüsten. Einfache Adapter erstellt man sich problemlos selbst, komplexere sucht man auf Plattformen wie Printables oder Thingiverse.
Wer übrigens keinen 3D Drucker zur Verfügung hat, oder ganz spezifische Adapter sucht, welche nicht frei verfügbar sind, der kann osVAC auch online kaufen, wie z.B. beim DIY Kollegen Martin im Kleinholz Shop. Bei einer kompletten Werkstatt Umrüstung wird das allerdings nicht wirklich günstig.
Hi Sven,
Kannst du mir die Dateien für den DSP600 Adapter zur Verfügung stellen?
Das wäre echt klasse.
LG
Norman
Hallo Norman,
Ich habe diesen Adapter gedruckt: https://www.thingiverse.com/thing:4903768
Er muss aber etwas nachgearbeitet werden, damit er an der DSP600 passt. Siehe mein Make hier: https://www.thingiverse.com/make:1149304