Bambu Lab X1-Carbon Combo – Mehrfarbiger 3D Drucker im Test

6

Vor einigen Jahren bin ich in das Thema 3D Druck eingestiegen. Damals mit dem kleinen Mooz 3-in-1 Gerät, welches ich über Kickstarter unterstützt hatte. Später habe ich mir den großen Snapmaker A350, ebenfalls über Kickstarter, zugelegt. Beides waren gute Geräte, aber keine reinen 3D-Druck Spezialisten. Mit dem Bambu Lab X1-Carbon habe ich mir nun den derzeit wohl gehyptesten 3D Drucker am Markt geholt. Gut einen Monat ist er inzwischen im Einsatz. Ob er dem Hype gerecht wird, erfahrt ihr nachfolgend.

Lieferumfang & Inbetriebnahme

Die Combo Version kommt inklusive AMS (Automatic Material System – dazu später mehr) gut verpackt in einem großen Karton. Dabei ist alles sicher im Gehäuse des X1-Carbon untergebracht und zum Teil sogar verschraubt. Das Gerät ist zu 95 % vormontiert und im Prinzip in wenigen Minuten einsatzbereit. Man sollte sich aber tunlichst genau an die Anleitung halten, damit man nicht versehentlich eine Schraube der Transportsicherung vergisst zu lösen, oder versucht den Schaumstoff unter dem Druckbett herauszuziehen, ehe dieses nach dem Einschalten hochfährt. Ansonsten steckt man einfach ein paar Kabel des AMS am X1-Carbon ein und schließt das Display an, und schon kann es losgehen! Praktischerweise liefert Bambu Lab noch 3 (wiederverwendbare) Rollen Filament mit: Standard PLA, robustes PAHT-CF, sowie Support W Material, um Stützstrukturen bei PLA Drucken einfach zu entfernen.

Nach dem Einschalten durchläuft der X1-Carbon eine längere, lautstarke Kalibrierungsprozedur. Anschließend kann man im Prinzip auch schon los drucken. Dazu setzt man die Filament Rolle einfach ins AMS ein und fädelt das Filament in den Feeder ein. Das AMS lädt (und entlädt) das Filament dann komplett automatisch bis ins Hotend.

Vom Bambu Lab eigenen Slicer Bambu Studio aus, lädt man seinen Auftrag via Cloud einfach zum Drucker hoch (es geht auch ohne Cloud über den lokalen Modus), und schon startet der Druck. Man muss also nicht mal zum Drucker laufen und kann den gesamten Druck vom PC aus, oder über die Bambu Handy App am Smartphone, überwachen. Dazu bietet der Drucker auch eine integrierte Kamera, welche ein ausreichend gutes Bild des Druckraums liefert. Über die Handy App erhält man zudem Benachrichtigungen bei Problemen bzw. erfolgreichem Druck. Insgesamt bietet der X1-Carbon schon eine wirklich tolle User Experience!

Geschwindigkeit und Qualität

Gleich beim ersten Druck kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die erste Schicht und die äußere Wand wird, verhältnismäßig, noch recht gemütlich gedruckt, aber alles andere wird in einer atemberaubenden Geschwindigkeit aus der Düse gepresst. Und das schon bei Standard Geschwindigkeit! Die “Sport” (133 %) und “Verrückt” (166 %) Modi nutze ich quasi nicht, da der Standard Modus bereits bedeutend schneller ist, als alles was ich bisher so gesehen habe. Die Box auf den Fotos habe ich in nur einem Tag (nicht über Nacht) gedruckt. Es ist echt erstaunlich wie viel man auf einmal in kurzer Zeit drucken kann.

Wer jetzt denkt, dass diese Druckgeschwindigkeit nur auf Kosten der Druckqualität zu erreichen ist, der ist weit gefehlt. Einfaches PLA druckt der X1-Carbon mit dem Standard Profil bei einer Schichthöhe von 0,2 mm bereits super sauber. Man braucht wirklich nichts nach zu justieren, selbst bei steileren Überhängen ohne Supports oder bei größeren Bridging Abschnitten. Die Qualität des “First Layer” ist hervorragend. Verwendet man eine PEI beschichtete Platte (gibt es auch original von Bambu Lab, nicht im Lieferumfang des X1 dabei), sieht man nahezu keine einzelnen Bahnen mehr. Ich habe mir zudem eine günstige PEI/PEO beschichtete Platte bei AliExpress* bestellt, bei welcher die PEO Seite ein Muster aufzeigt, das sich auf das gedruckte Objekt überträgt (mit 3D Effekt!). Aber auch die im Lieferumfang enthaltene, doppelseitige Druckplatte funktioniert hervorragend.

Ich muss sagen, ich bin schwer begeistert von der gelieferten Druckqualität, und das in Auslieferungszustand mit Standardprofilen. Mit dem X1 kommt somit auch jeder 3D-Druck Neuling sehr schnell (im wahrsten Sinn des Wortes) zu einem Erfolgserlebnis.

Probleme

Wo viel Licht ist, gibt es auch (etwas) Schatten. Ein paar fehlgeschlagene Drucke hatte ich dann aber doch auch beim X1-Carbon zu beklagen. Allgemein ist die First Layer Haftung am Druckbett wirklich hervorragend, trotzdem hatte ich das eine oder andere Objekt das sich zum Teil oder komplett gelöst hat. Besonders bei dem gelben PLA Filament von 3DJake konnte ich eine schlechte Haftung feststellen, weshalb ich das mal eher auf ein Problem des Filaments selbst schiebe. Mit dem original Bambu Lab oder auch dem PolyTerra Filament*, welches ich viel nutze, hatte ich deutlich weniger Schwierigkeiten.

Der X1-Carbon verfügt über einen Power-Recovery Modus, nimmt den Druck nach einem Stromausfall also wieder selbstständig auf. Ich hatte zwei Mal einen “Stromausfall” (wenn man zu doof ist die richtige Steckdose am Smartphone auszuschalten), und der Bambu Lab hat den Druck auch beide Male wieder fortgesetzt. Allerdings musste ich jeweils einen leichten Layerversatz feststellen (siehe Fotos), so dass ich den Druck dann doch abbrechen musste. Scheint ein bekanntes Problem zu sein, und wird (hoffentlich) in einem späteren Firmware Update behoben.

Drucker Tuning

Auch wenn der X1-Carbon out-of-the-box hervorragend funktioniert und eigentlich keines Tunings bedarf, so gibt es trotzdem bereits einige nützliche Teile mit dem man den Drucker aufwerten kann.

Als erstes druckt wohl jeder X1 Besitzer einen “Poop Bin”, also sozusagen ein Klo für den Drucker. Ja, der X1 scheidet tatsächlich Filament Reste an seiner Rückseite aus. Hier gibt es bereits viele verschiedene Vorlagen für Behälter. Ich nutze ein kleines Modell mit Magneten, welches völlig ausreicht.

Ein weiteres, sehr nützliches Teil, ist der Y-Splitter. Hat man das AMS angeschlossen und möchte dann von einer separaten Rolle drucken, welche z.B. nicht in das AMS passt, so muss man das AMS umständlicher weise immer abklemmen. Der Splitter vermeidet diesen Handgriff.

Weitere nützliche Tuning Maßnahmen sind z.B. der Hydra AMS Umbau (erlaubt das Verwenden einer breiteren Auswahl an Rollen), der Filament Spool Switcher (um AMS inkompatible Filament Rollen auf Bambu Lab Rollen um zu wickeln), oder auch ein einfacher Halter für die verschiedenen Druckplatten.

Fazit

Der X1-Carbon ist, in Kombination mit dem AMS System, eigentlich schon fast die Eierlegende-Woll-Milch-Sau von der man als Maker träumt. Teile in PLA, PETG und PAHT-CF (Kohlenstofffaser verstärktes Nylon, welches bei 300°C Nozzle und 100°C Bett Temperatur gedruckt wird) druckt der Bambu Lab bei mir out-of-the-box, ohne viele Feineinstellungen im Slicer machen zu müssen, einfach nur hervorragend. Und das bei einer atemberaubenden Geschwindigkeit!

Hinzu kommt das clevere AMS System. Ich nutze es eigentlich nicht für großartige mehrfarbige Drucke, sondern eher um nicht ständig das Filament wechseln zu müssen, oder um das spezielle Support Filament bei Stützstrukturen zu verwenden. Aber auch beim Wechseln des Filaments bietet das AMS eine deutliche Erleichterung. Man muss das Ende des Filaments nur kurz in den Feeder am AMS einführen, und alles weitere erfolgt automatisch. Kein Vorheizen der Düse, kein Herausziehen des vorherigen Filaments, kein Einschieben des neuen Filaments zur Düse oder säubern derselben.

Bei Bambu Lab bieten sowohl Hardware als auch Software, eine einzigartige User Experience. Deshalb kann man den X1 auch uneingeschränkt jedem 3D-Druck Neuling empfehlen, denn er liefert auf Anhieb einen frustfreien Einstieg in das 3D-Druck Hobby. Einzige Hürde ist hier wohl nur der Preis von knapp 1.600 Euro (X1-Cabon inkl. AMS), welcher aber mehr als gerechtfertigt ist. Wer nicht gleich zu Anfang so viel Geld für einen 3D Drucker ausgeben möchte, der ist mit dem Bambu Lab P1P (quasi eine abgespeckte Version des X1) für knapp 780 Euro (ohne AMS), immer noch hervorragend bedient.

Falls ihr weitere Fragen zum X1 habt, beantworte ich euch diese gerne in den Kommentaren.

Bambu Lab X1-Carbon Combo
  • 9/10
    Ausstattung - 9/10
  • 9.5/10
    Handhabung - 9.5/10
  • 9/10
    Verarbeitung - 9/10
  • 8.5/10
    Preis / Leistung - 8.5/10
9/10
Das könnte dir auch gefallen
6 Kommentare
  1. Marcel sagt

    Schöner Beitrag zum Bambu Lab X1C. Wie steht es eigentlich um die Lautstärke des Druckers? Ich habe des Öfteren schon gelesen, dass einige behauten, es sei der lauteste Drucker den sie je hatten.

    1. Sven sagt

      Er ist definitiv laut (insbesondere die Lüfter), und das schon bei Standard-Geschwindigkeit. Ich würde ihn nicht im gleichen Raum betreiben, wenn ich da in Ruhe arbeiten wollte. Bei mir steht er im Heizungskeller, schön trocken und warm, und außerhalb nicht hörbar 🙂

  2. Marco sagt

    Ich liebe den X1C. Definitiv der beste Drucker am Markt. Quasi the next Level im 3D-Druck.
    Alle anderen kommen weg und noch mehr Bambulab definitiv.
    Dagegen sehen sogar Industriedrucker alt aus. Keiner der mir Bekannten hat derartige Features und Druckqualität.
    Einfach eine Empfehlung

    1. Sven sagt

      Danke für das Feedback über deine eigene Erfahrung mit dem X1C! Eine gute (günstigere) Alternative ist derzeit wohl noch der P1S von Bambu Lab 🙂

  3. Bora Schninsky sagt

    Hi.. wie sieht es mit Amazon Basics filament aus? Passt das petg vom Basic?

    Was ist nochmal Hydra ams genau?

    Schöner Beitrag

    1. Sven sagt

      Laut Rezensionen auf Amazon passen die Spulen nicht ins AMS. Bambu Lab gibt folgenden Maßen für die Spulen an: Breite 50-68 mm, Durhcmesser 197-202 mm.

      Mit dem AMS Hydra Umbau können auch etwas breitere Spulen verwendet werden, siehe hier: https://www.printables.com/model/392134-hydra-ams-enhanced-bambu-lab-ams

Hinterlasse eine Antwort

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website benutzt Cookies. Wenn du die Website weiter nutzt, gehen wir von deinem Einverständnis aus. Akzeptieren Datenschutzerklärung